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Aktuell:
Die FISM-Weltmeisterschaft 2025
in Turin
Alle drei Jahre veranstaltet der Dachverband FISM eine Weltmeisterschaft der Zauberkunst, diesmal im italienischen Turin.
Die FISM-Weltmeisterschaft umfasst die Bereiche „Stage Magic“ und „Close-Up Magic“.
In jedem Bereich wird genau ein „Grand Prix“ vergeben, das ist der prestigeträchtige Gesamtsieg. Dafür benötigt man mindestens 80,00 Punkte. Ich war immer im Publikum, das ist mein Bericht für alle Interessierten über die160 Darbietungen:
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Ob ein FISM-Weltkongress schön war, hängt für mich von der Qualität des Wettbewerbs ab. Wenn die Sitzplatzverteilung chaotisch ist, wie in Rimini, wenn die Magische Messe nur ganz klein ist wie in Beijing, die Stadt heruntergekommen ist wie in Blackpool oder wenn die Kommunikation mit den Besuchern wegen der Sprachbarriere kaum vorhanden ist, wie in Busan, regt mich das nicht besonders auf. Auch die Seminare und Abendgalas sind nettes Beiwerk, aber nicht der Grund, warum ich mich alle drei Jahre zum frühest möglichen Zeitpunkt anmelde. Für mich ist wichtig, dass der Wettbewerb viele der besten Zauberer der Welt anzieht und das war bisher immer der Fall, auch in Turin 2025.
Man kann bei der FISM-Weltmeisterschaft interessante Trends erkennen.
Wie beispielsweise:
Alle Manipulatoren tragen schwarze Hemden. Das hängt mit der modernen Tricktechnik zusammen, die es ermöglicht, Dinge mittels „Schwarzer Magie“ blitzartig in der leeren Hand erscheinen oder verschwinden zu lassen.
Viele Manipulatoren aus Asien blicken schräg nach oben. Der Gesichtsausdruck ist traurig, sie leiden sichtbar und lächeln kaum. Gute Stimmung wäre altmodisch. Melancholische Klaviermusik ist Pflicht.
Yu Ho-Jin aus Korea, der 2012 mit seinem Sieg bei FISM-Blackpool diesen Trend ausgelöst hat, kann das bis heute immer noch am besten. Er trat beim Kongress in Turin in der Eröffnungsgala auf, seine vielen Imitatoren danach im Wettbewerb. Er ist eines der größten Vorbilder für eine ganze Generation junger Magier.
Kaum jemand lässt Spielkarten erscheinen, man verwendet Blankokarten oder bunte Fächer. Spielkarten kennt jeder Laie und verbindet sie mit Zauberkunst. Warum stattdessen seltsame weiße Kartonstücke erscheinen, versteht ein Nicht-Zauberer wahrscheinlich nicht.
Wenn es in einer Zaubernummer nicht ein paar Mal raucht, braucht man nicht auf einen Preis hoffen. Und Karten dürfen nicht einfach verschwinden, ein Konfettiregen ist Pflicht.
Viele Künstler bemühen sich, eine Geschichte zu erzählen. Das ist grundsätzlich begrüßenswert, führt aber zu einer auffälligen thematischen Häufung von depressiver oder sogar suizidaler Magie. Die desperaten jungen Leute im Wettbewerb stellen dramatisch dar, wie sie ihre geistige Gesundheit verlieren, einer erschießt sich sogar am Ende der Nummer. Grund für die große Depression scheint zu sein, dass sie von ihren Requisiten bösartig attackiert werden.
Zaubern bei FISM ist nach wie vor Männersache. Ich habe ganze vier Acts von Magierinnen gezählt, die waren alle gut, teilweise hervorragend.
Auf der Suche nach neuen Objekten zum Erscheinen wurden manche bei Büchern und antiquierten Schreibfedern fündig. Blätter und Blüten waren auch beliebt sowie Bäume, die oft leuchteten, obwohl im Juli Weihnachten noch fern war.
Viele verschiedene Requisiten wurden mit LED-Lichtern verschönert. Das sieht nett aus und ist in der Herstellung billig, aber beeindruckt das außer Zauberer jemanden? Mein Elektrorasierer kann das auch.
Künstler aus dem demokratischen Vorzeigeland Taiwan wurden im Programmheft ohne ihre Nationalflagge angekündigt. Sie wären aus „Chinese Taipei“, wurde behauptet. Hintergrund ist, dass man die große, finanzstarke Volksrepublik China, die offen sagt, dass man die Insel Taiwan militärisch annektieren und die Demokratie dort zerstören will, nicht verärgern möchte. „Taipei“ ist die Hauptstadt von Taiwan. Ich male mir aus, was ein Tiroler sagen würde, dem man unterstellt, er käme aus „Deutsch-Wien“. Ein wenig mehr Mut wäre den Kongressleitern gut angestanden, wir waren auf einem Zauberkongress und nicht in einer UNO-Sitzung.
Taubenzauberei spaltet das Publikum und wird heiß diskutiert. Das ist nicht neu, wer aber einen Preis gewinnen will, sollte nicht nur aus Tierliebe, sondern auch aus taktischen Gründen darauf verzichten. Die Jury setzt sich sicher keinem „shitstorm“ aus, indem sie hohe Punkte für Zauberei mit Tieren vergibt.
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